Luftverschmutzung kann Sehvermögen beeinträchtigen

Industrieabgase
Eine internationale Studie zeigt: Geringere NO₂- und PM₂,₅-Belastung stehen im Zusammenhang mit besserer, unkorrigierter Sehschärfe bei Kindern; jüngere Jahrgänge reagieren besonders empfindlich.
Unsplash / Maxim Tolchinskiy
veröffentlicht am
15. Oktober 2025
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Eine internationale Forschungsgruppe u. a. der Tianjin Medical University (China) und der University of Birmingham (Großbritannien) hat herausgefunden, dass Kinder, die geringeren Mengen an Luftschadstoffen wie Stickstoffdioxid (NO₂) und Feinstaub (PM₂,₅) ausgesetzt sind, besser ohne Brille sehen können. Die Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass eine Verringerung der Belastung durch diese Schadstoffe dazu beitragen könnte, das Fortschreiten von Myopie zu verlangsamen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „PNAS Nexus“ veröffentlicht. Die Gruppe stellte fest, dass nicht nur genetische Faktoren und Lebensgewohnheiten, sondern auch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung eine Rolle dabei spielen, ob Kinder kurzsichtig werden. Mithilfe fortschrittlicher maschineller Lernverfahren untersuchte das Team, wie Umwelt-, genetische Faktoren und Lebensgewohnheiten zusammenwirken und die Entwicklung des Sehvermögens von Kindern beeinflussen können.

Grundschüler besonders empfindlich auf Luftverschmutzung

Die Untersuchung zeigte, dass insbesondere jüngere Kinder, also Grundschüler, empfindlich auf Luftverschmutzung reagieren. Kinder, die in Regionen mit sauberer Luft lebten, wiesen eine bessere unkorrigierte Sehschärfe auf. Ältere Schülerinnen und Schüler sowie Kinder mit ausgeprägter Kurzsichtigkeit waren hingegen stärker durch genetische Faktoren geprägt. „Während Genetik und Bildschirmzeit seit langem als Faktoren für Kurzsichtigkeit im Kindesalter anerkannt sind, ist diese Studie eine der ersten, die Luftverschmutzung als bedeutenden und veränderbaren Risikofaktor isoliert. Saubere Luft ist nicht nur für die Gesundheit der Atemwege wichtig, sondern auch für die Augen“, betont Prof. Zongbo Shi von der University of Birmingham. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Verbesserung der Luftqualität eine wertvolle strategische Maßnahme zum Schutz der Sehkraft von Kindern sein könnte.“ Die Forschenden sehen in den Ergebnissen ein deutliches Argument für frühzeitige Maßnahmen – etwa den Einsatz von Luftreinigern in Klassenzimmern oder die Einrichtung von Sauberluftzonen rund um Schulen. „Wir können die Gene eines Kindes nicht verändern, aber seine Umgebung“, erklärt Mitautor Dr. Yuqing Dai. „Wenn wir frühzeitig handeln, können wir das Risiko schwerer Kurzsichtigkeit senken.“

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