Die Brille: System aus Fassung und Gläsern
Die Brille, wie wir sie kennen, wurde nicht im klassischen Sinne erfunden, sondern über verschiedene Vorstufen Schritt für Schritt entwickelt.
Die Geschichte der Brille
Auf die Idee, die Sehkraft mit einer geschliffenen optischen Linse zu verbessern, kam der arabische Mathematiker Ibn al-Haitam (ca. 965–1040 n.Chr.), später in Europa als Alhazen bekannt. In seinem Buch „Schatz der Optik“ beschrieb er, wie und warum konvexe Glaskörper zur Vergrößerung kleiner Dinge genutzt werden konnten. Der Geschichtsschreibung zufolge waren es westeuropäische Mönche, die im 13. Jahrhundert auf Grundlage von Alhazens Schriften den Lesestein erfanden und somit die erste richtige Sehhilfe fertigten. Dabei handelte es sich tatsächlich um den Halbedelstein Beryll, der in geschliffener Form die Eigenschaft besitzt, Dinge optisch zu vergrößern. Die Bezeichnung „Brille“ geht daher auf den Kristall (lat. Beryllus) zurück.
Die Brille ist ein System aus Fassung und Gläsern, das als Sehhilfe vor den Augen, auf Nase und Ohren sitzt. Es handelt sich um ein optisches Hilfsmittel, das eine Fehlsichtigkeit der Augen korrigiert. Darüber hinaus schützen Brillen vor äußeren Einflüssen wie Blendung, UV-Licht, Staub und Fremdkörpern.
Vom Lesestein zur Ohrenbrille
Im 14. Jahrhundert wurde der Edelstein zu dünnen Linsen geschliffen, in einen Rahmen gesetzt und durch einen Bügelsteg verbunden. Die erste stabile Konstruktion einer Bügelbrille war geboren. Nach der Erfindung der Stirnreifenbrille, einer Fassung, die an der Mütze befestigt werden konnte, und dem Monokel setzte sich im 16. Jahrhundert der Zwicker durch. Dank eines Federbügels in Stegform konnte der Zwicker einfach auf die Nase gesetzt werden. Erste Lederpolster sorgten für eine Minimierung der Druckstellen auf dem Nasenrücken. 1727 war es dann soweit: Der Augenoptiker Edward Scarlett fertige in seiner Londoner Werkstatt die erste Brillenfassung, wie wir sie heute kennen.
Arten von Brillen
Nach der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse AWA nutzten 2019 41 Millionen Erwachsene ab 16 Jahren in Deutschland eine Korrektionsbrille. Der hierunter am weitesten verbreitete aller Brillentypen ist die Einstärkenbrille, die für die Korrektur einer Kurz- oder Weitsichtigkeit geeignet ist. Bei diesem Modell hat jedes der beiden Gläser eine einheitliche Dioptrienstärke. Eine Sonderform der Einstärkenbrille ist die Lesebrille, die vor allem bei Alterssichtigkeit eingesetzt wird.
Gleitsichtbrillen korrigieren Weit- und Kurzsichtigkeit in einem einzelnen Brillenglas. Der Übergang dieser Bereiche ist gleitend, sodass das Auge den Übergang nicht wahrnimmt. Ähnlich funktioniert die Bildschirmarbeitsplatzbrille (auch Bildschirmbrille oder Computerbrille genannt), die bei der Arbeit am Computer eingesetzt wird. Sie verfügt über einen breiten mittleren Sehbereich für kurze und mittlere Distanzen.
Erwachsenen- und Kinderbrillen unterscheiden sich vor allem im Design, Material sowie in der Größe. Kinderbrillen sind in der Regel biegsame und besonders strapazierfähige Modelle, die dem aktiven Lebensstil der Kinder standhalten. Beispielsweise werden Kinderbrillen häufig aus Kunststoff oder Metall hergestellt, da diese sowohl leicht als auch stabil sind. Bei Babybrillen handelt es sich meist um Sonderanfertigungen.
Sportbrillen schützen die Augen der Sportlerinnen und Sportler vor Sonne, Wasser, Staub und anderen Umwelteinflüssen. Sie umschließen die Augen auch an den Seiten und können mit Korrekturgläsern ausgestattet werden. Arbeitsschutzbrillen oder Schutzbrillen werden bei äußeren Einflüssen wie beispielsweise Laserlicht, Chemikalien, Splittern oder Mikroorganismen eingesetzt. Welche Arbeitsschutzbrille zum Einsatz kommt, hängt von der jeweiligen Berufstätigkeit ab. Für manche Berufsgruppen ist eine Arbeitsschutzbrille Teil der Berufskleidung.
Blaulichtfilterbrillen filtern das von Bildschirmen und Displays abgegebene HEV-Licht und reduzieren das für die Augen schädliche Streulicht. Dabei kann der Blaufilter entweder als Beschichtung auf dem Brillenglas aufgebracht oder im Material des Brillenglases verarbeitet sein.
Virtual Reality-Brillen, kurz: VR-Brillen, erzeugen über spezielle Linsen ein stereoskopisches 3D-Bild bei der Nutzerin oder dem Nutzer, wodurch der Eindruck entsteht, sich in der virtuellen Welt zu befinden.